Seit vielen Jahren bin ich in der Investmentbranche tätig und denke immer wieder intensiv über die Börsen dieser Welt und den dort tätigen Akteuren nach. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass unser heutiges Wirtschaftssystem mit seiner enormen Abhängigkeit vom Kapitalmarkt  äußerst fragil und anfällig ist. Immer wieder wird von den Lobbyisten des Marktes die Illusion von der Stabilität unseres Geld- und Finanzsystems erzeugt. Die Journalisten, Ökonomen und Politikexperten, welche die aktuelle Krise nicht kommen sahen, lieferten uns im Nachhinein eine Fülle von Erklärungen im Hinblick auf ihre Unvermeidlichkeit und wie man es in Zukunft besser machen könnte. Die Krise von 2008 hat mir keine neuen Erkenntnisse geliefert, sondern nur bestätigt, dass die Prophezeiungen von Kapitalmarktexperten für meine Anlageentscheidungen bedeutungslos sind. Wie die derzeitige ökonomische und politische Wetterlage erkennen lässt, scheint ein Lerneffekt aller Beteiligten nicht eingesetzt zu haben. Wir werden die gleichen Fehler in Zukunft wieder machen.

Keine Lösung in Sicht?

Die Instabilität des heutigen Systems lässt sich nicht dadurch lösen, dass wir das System immer weiter regulieren. Wir benötigen ein Geld- und Wirtschaftssystem, welches gegenüber externen Schocks immun ist und welches berücksichtigt, dass Variabilität die Grundlage unserer Existenz ist. Es ist wichtig, die Rolle des Zufalls in unserem Leben zu akzeptieren und in unsere Entscheidungen einzukalkulieren. In dynamischen Systemen wie der Wirtschaft sind Vorhersagen reine Glückssache. Leider vergeht heute kein Tag mehr, an dem nicht irgendeiner dieser „Prognostologen“ über die weitere Entwicklung der Wirtschaft oder dem DAX-Stand zum Ablauf des Jahres orakelt.

Schwarze Schwäne überall

Fakt ist: Außergewöhnliche und überraschende Ereignisse, die als Schwarze Schwäne bezeichnet werden, sind nicht vorhersehbar. Der Kapitalmarkt ist chaotisch, überraschend und unberechenbar. Ereignisse wie eine neue Finanzkrise mit noch schlimmeren Auswirkungen auf die Realwirtschaft als 2008/09, eine wirtschaftliche Depression, die weltweite Einführung von Handelskontrollen oder sogar das Ende der Globalisierung, ein eskalierender Krieg um Rohstoffe, folgenschwere Naturkatastrophen oder ein Börsencrash wie 1987, über die der Autor Nassim Nicholas Taleb in seinem Bestseller „Der Schwarze Schwan“ philosophiert, sind nicht so selten wie angenommen.

Wir sind alle Narren des Zufalls

Taleb sinniert in einem seiner weiteren Bücher „Narren des Zufalls“ über den Menschen und seine Prognosefähigkeit: „Viele Menschen führen ihren Erfolg nur auf ihr Können zurück. Und wenn die Börsen boomen, sind die Talkshows voll mit den Leuten, die ihre Erfolgsrezepte an andere weitergeben wollen. Aber es ist nicht die Intelligenz oder gezielte Strategien, die den Erfolg am Kapitalmarkt ausmachen. Oft sind es reines Glück und Zufall, die fälschlicherweise für Geschick gehalten werden. Denn die Börsen sind wie russisches Roulette. Die, die Glück hatten, findet man in Talkshows wieder, die, die Pech hatten, sind unsichtbar. Die menschliche Spezies neigt dazu, nur die Erfolge zu sehen und die Misserfolge einfach auszublenden und Zusammenhänge da zu suchen, wo gar keine sind oder nicht existente Botschaften in zufällige Ereignisse hineinzuinterpretieren.“

Wir haben überlebt und können darüber sprechen

Viele Anleger und deren Berater sind diesem Phänomen in den letzten Jahrzehnten zum Opfer gefallen. Eines sollten wir daraus lernen: Wir können Geschehnisse und Kursbewegungen aus der Vergangenheit nicht in die Zukunft fortschreiben. Wir gehen immer wieder unkalkulierbare Risiken ein, ohne uns der Variabilität der möglichen Ergebnisse bewusst zu sein. Ist das schlecht? Menschen haben eine optimistische Veranlagung. Dieses Argument scheint das generelle Eingehen von Risiken als positives Unterfangen zu rechtfertigen. Es gibt genügend Beweise dafür, dass wir eine Spezies sind, die enorm viel Glück hat und dass wir die Gene derjenigen in uns tragen, die kein Risiko scheuten. Sie haben überlebt und können darüber sprechen!

Die Hantelstrategie

Die Konsequenzen für die Kapitalanlage sind meiner Meinung nach weitreichend.  Wie sollte ein Portfolio aussehen, wenn wir auf Zukunftsprognosen weitestgehend verzichten und Schwarze Schwäne in unsere Überlegungen mit einbeziehen? Diese Frage habe ich für mich beantwortet und in Anlehnung an Nassim Talebs „Der Schwarze Schwan – Konsequenzen aus der Krise“ in der Hantelstrategie (www.hantelstrategie.de) umgesetzt. Eine Anlagestrategie, die Vermögenssicherung und Vermögenswachstum in sich vereint unter der Berücksichtigung, dass Schwarze Schwäne jederzeit auftauchen können.

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