„So wird unser Denken seit Klosterschulen des Mittelalters auf die verbal abstrakte Verarbeitung der Umwelt beschränkt, Unterricht dem bloßen Herunterbeten von Terminologien und Jargonfetzen geopfert. (…) Die große Aufgabe für unsere Wirtschaftssysteme ist nicht mehr der weitere Anstieg des Bruttosozialproduktes, sondern ein Umschwenken vom selbstzerstörerischen, quantitativen Wachstum, auf qualitative Umstrukturierung und qualitatives Wachstum“ Frederic Vester
Aber der zwingend erforderlichen Änderung unseres Denkens und Handelns steht ein ungeheuerer Ballast an Tradition, Tabus, Lehrmeinungen und Dogmen gegenüber. Denkweisen, die von Generation zu Generation als unverrückbare Wahrheiten weitergeben und somit unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung maßgeblich beeinflussen. Solange wir unsere Lehrmethoden nicht ändern, sind wir nicht in der Lage Änderungen und Anpassungen veralteter Lebensgewohnheiten und wirtschaftlicher Strukturen auch nur ansatzweise zu denken, geschweige denn zu realisieren.
Warum das?
Vester dazu: „Auch die Bildungsreformen der Neuzeit gehen an der Tatsache vorbei. Was unsere Kinder eigentlich lernen müssten, wird ihnen vorenthalten und das was sie nicht brauchen wird ihnen eingeimpft. Die Ausgebildeten werden von unseren Schulen und Hochschulen zu einem Zeitpunkt in die Praxis entlassen, an dem der Lehrstoff zum größten Teil schon wieder überholt ist. Die dadurch bedingte Verschulung und Entfremdung von der realen Welt lässt zudem Studenten bis weit in das Erwachsenenalter unselbstständig und frustriert, dass sie nicht annähernd auf sie zukommenden Aufgaben gewachsen sind. Es ist daher ein Unding zu glauben, dass sich die Erkenntnisse unserer Welt und eine vernünftige Handhabung unserer Mittel, lediglich mit ein paar Neuronen unseres kognitiven (auf Erkenntnissen beruhend) Gehirnbereiches bewerkstelligen ließe. Sie kann es nicht und sie darf es nicht.
Deshalb müssen wir, nachdem wir jenen kognitiven Bereich und seiner Logik so großartig entwickelt hat, auch die anderen, mehr unbewussten Gehirnpartien der Mustererkennung, der bildhaften und analog arbeitenden Bereiche, der emotionalen und intuitiven Vorgänge und damit den Gesamtorganismus wieder in unser Denken und Handeln einbeziehen.“ Mit dieser Erkenntnis zu beginnen ist weit besser, als so wie bisher weiter zu machen, denn auf diese Weise lösen sich mehr als 70 % aller Problemfälle von selber auf. Sinnvolle Veränderungen können nicht von außen diktiert werden, sondern ausschließlich von innen, mit der individuellen Optimierung und Neustrukturierung von Teilsystemen erfolgen.
Nur so entstehen Leitbilder im Kontext des jeweils größeren Ganzen. Leitbilder wie wir sie im Unterrichtswesen, als auch an den Arbeitsplätzen brauchen, um Frust, Angst, Unsicherheit und Enttäuschung wieder in Entspannung, Freude, Motivation, Neugier und Erfolgserlebnisse umzuwandeln.