In den letzten Tagen haben Staatsanleihen stark an Wert verloren, was zu einem rapiden Anstieg in der Rendite führte.

Tatsächlich stieg die Rendite amerikanischer Staatsanleihen auf einen Rekordstand von 3,2 Prozent (das letzte Mal war dies 2011 der Fall), doch ist dies nur das erste Anzeichen eines größeren Umbruchs? Kommt jetzt endlich die Zinswende, die so viele – gerade deutsche – Sparer sich herbei sehnen, steigt die Inflation weiter an oder platzt der Aktienmarkt?

Hier verraten wir Ihnen Hintergründe und Zusammenhänge.

Die amerikanische Konjunktur stellt die Weichen

Bereits seit einiger Zeit haben Finanzexperten darauf gesetzt, dass die Kurse der US-Staatsanleihen fallen würden und damit die Renditen wieder steigen. Grund hierfür ist der wirtschaftliche Ausblick auf die amerikanische Wirtschaft und damit einhergehend die Konjunkturkurve. Die Zinspolitik sei immer noch sehr wirtschaftsfreundlich, so der US-Notenbank-Vorsitzende Jerome Powell, was die Wirtschaftslage begünstige.

Da gleichzeitig auch am Aktienmarkt derzeit ein investitionsfreudiger Optimismus spürbar ist, beschworen amerikanische Analysten steigende Renditen für Staatsanleihen. Dies ist gleichbedeutend mit einem Wertverlust von Bestandspapieren und dies stellte bei vielen Anlegern die Weichen, sich in der vergangenen Woche von ihren Papieren zu trennen.

Gleichzeitig wurden Powells Äußerungen auch als vorsichtiger Blick in die Zukunft interpretiert, was die Zinspolitik angeht. Es ist davon auszugehen, dass die USA den kurzfristigen Leitzins in den nächsten Monaten und Jahren anheben werden – derzeit liegt dieser zwischen 2-2,25 Prozent, er dürfte auf 3-3,5 Prozent ansteigen.

Weiterer Grund für den Anstieg amerikanischer Anleihen ist die mangelnde Nachfrage durch ausländische Investoren. Gerade aus Europa und Asien blieb die Nachfrage in letzter Zeit aus. Zwar sind drei Prozent Rendite ein reizvoller Deal, doch gebunden ist diese Rendite an das Risiko des Wechselkurses. Und wie der Dollar sich in den nächsten Jahren am Devisenmarkt entwickeln werde, darauf wolle derzeit keiner richtig setzen. 

Amerikanische Renditen schwappen auf den europäischen Markt über

Der europäische Markt reagierte zwar auf die USA, doch nur in sehr abgemilderter Form. Ein Zinsanstieg in Europa und der Schweiz blieb unter dem Jahreshoch und auch die europäischen Aktienmärkte reagierten deutlich weniger auf die News aus den USA. Die Europäische Zentralbank setzt derzeit weiterhin auf niedrigen Leitzins und eine expansive Wirtschaftspolitik. Und wenn eine größere Korrektur kommen sollte, dann erst im nächsten Sommer.

Nun gelten die Renditen auf die Zehn-Jahres-Anleihen als Messlatte für das langfristige Zinsniveau, weil Anleger durch höhere Renditen den Wertverlust kompensiert wissen wollen. Und das kann seine Wellen schlagen, vor allem dann, wenn auch in Europa der Leitzins (deutlich) steigen sollte.

Auswirkungen des Ausverkaufs – was Sie als Anleger wissen sollten

Steigt der Leitzins, so steigen auch die Kosten für Investitionen. Das führt in der Wirtschaft zu etwas mehr Umsicht als es in dem boomenden Aktienmarkt der letzten Jahre der Fall war. 
Staatsanleihen sind zwar eine Anleihe mit beschränkter Rendite, aber eben auch weniger risikogebunden als Aktien.

Steigt die Rendite be Staatsanleihen, könnten mehr Anleger dazu verführt sein, ihr Geld lieber dort anzulegen als am Aktienmarkt. Dies beschert Aktien fallende Kurse, vor allem Risikopapieren. Wenn Sie Ihr Geld also in Schwellenländerwährungen oder Rohstofffonds angelegt haben oder Aktien eher als mittelfristige Geldanlage betrachten, könnte für Sie durchaus ein Verkauf in Frage kommen. Die Aktienmärkte haben bereits nachgegeben; Rubel und türkische Lira, Rohstoffe wie Öl und Kupfer sind deutlich eingebrochen.

In den USA waren es vor allem Technologie-Aktien, die unter dem Ausverkauf von Staatsanleihen litten.

Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass der Ausverkauf von Staatsanleihen in den USA tatsächlich ein Omen für einen Aktiencrash oder eine stark steigende Inflation sein könnte.

Auch für klassisch konservative Geldanlagen wie die Lebensversicherung gilt, dass Sie zunächst einmal Ruhe bewahren sollten. Zwar dauert es bei Lebensversicherungen eine Weile bis diese sich Inflationswerten anpassen können, doch selbst trägere Modelle setzen in der Regel auf Realwerte. Das bedeutet, dass etwa Immobilien oder Infrastrukturanlagen den Wert decken, zudem lagen die Renditen bei Lebensversicherungen in den letzten 30 Jahren stets über der Inflationsrate.

Derzeit sieht es aber beim Weichensteller USA nicht nach einer drastischen Steigerung der Inflation aus, die derzeitige Entwicklung und Politik der US-Notenbank ist auch eher als Vorsorge zu verstehen. Komme es bei der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung also doch zu einer schnellen Geldentwertung, so kann die amerikanische Fed schneller reagieren. 

Einfach die Ruhe bewahren

Auch wenn der Ausverkauf amerikanischer Staatsanleihen sehr drastisch erscheinen mag, ist er im historischen Kontext nur ein sehr milder Anstieg. Die realen Renditen sind immer noch so niedrig wie in den 70er Jahren, der Anstieg also eher kein Vorbote eines marktverändernden Trends.

Vergangene Woche etwa rentierte die 10-Jahres-Bundesanleihe entsprechend unbeeindruckt auch nur mit 0,55 Prozent. Und genau so sollten Sie mit Ihren mittel- und langfristigen Investments auch reagieren: unbeeindruckt.