Durch die aktuelle Krisenpolitik werden die Kapitalmärkte künstlich in ein Niedrigzinsjoch, das sie auf Jahre oder gar Jahrzehnte nicht werden abschütteln können, gezwungen. Für die Staaten ist es eine bequeme Art, ihre Schuldenlasten wegzudrücken. Für Sparer bedeutet es jedoch eine klare Verschlechterung: Ihre Möglichkeit, finanziell selbst fürs Alter vorzusorgen, wird empfindlich beschnitten. Die Sparer sitzen in der Falle: Die Politik kürzt ihnen die Rente unterm Hintern weg und manipuliert zugleich die Kapitalmärkte zulasten der privaten Vorsorge: Sicher angelegtes Geld gibt es nicht mehr. Das hat uns die aktuelle EURO-Krise immer wieder vor Augen geführt. Die Folgen dieser Niedrigzinspolitik sind dramatisch.  Der globale Schuldenberg werde überhaupt nicht abgetragen, sondern immer nur weitergeschoben, am Anfang von den Unternehmen und Banken auf den Staat. Jetzt sei der Staat bestrebt, ihn auf die Privaten abzuwälzen.

Noch im Jahr 2008 warfen Staatsanleihen im Mittel fast fünf Prozent ab. Anfang Juni ist die Umlaufrendite, der durchschnittliche Zins aller am Markt befindlichen Bundespapiere, auf ein historisches Tief von 0,92 Prozent gefallen. Zuletzt lag dieser Wert bei 1,26 Prozent.

Die Faustformel, dass es reiche, zehn Prozent des Einkommens zu sparen, um am Ende des Berufslebens seinen Lebensstandard zu halten, funktioniert nur, wenn der erzielte Zins bei vier Prozent oder mehr liegt. Das ist heute so fraglich wie nie. „So üppige Renditen wie in den vergangenen Jahrzehnten werden wir nicht mehr sehen“, sagt Bill Gross, Manager des größten Anleiheninvestors der Welt, Pimco.

Festverzinsliche dürften  zukünftig durchschnittlich zwei bis drei Prozent abwerfen, Aktien drei bis vier Prozent. Besonderes Augenmerk ist auf die großen, existenzbedrohenden Kapitalmarktcrashs, sogenannten Schwarzen Schwänen zu richten. Auch wenn viele Marktteilnehmer die Existenz solcher Verwerfungen leugnen, sollte die Möglichkeit des Eintretens dieser Ereignisse bei der Erstellung der Anlagestrategie unbedingt berücksichtigt werden. Dem Anleger sollte bei der Kalkulation der persönlichen Finanzplanung klar sein, dass Renditen die in der Vergangenheit mit diversen Anlageklassen zu erzielen waren, nicht blind in die Vergangenheit fortgeschrieben werden können. Das Erkennen der Nichtlinearität vergangener Ereignisse ist ein sehr wichtiges Kriterium bei der Planung der Altersvorsorge.

Die Rendite

Wie wichtig die Rendite auf Sicht von 30 Jahren ist, zeigen folgende Berechnungen. Aus 100 Euro, monatlich angelegt, immerhin ein Gesamtanlagebetrag von 36.000 Euro, werden bei einer Rendite von einem Prozent nach 30 Jahren ca. 42.000 Euro, bei drei Prozent fast 58.000 Euro und bei sechs Prozent fast 100.000 Euro. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Höhe der privaten Rente – und damit auf den Lebensstandard im Alter.

Um also im Ruhestand das gleiche Geld zur Verfügung zu haben, muss bei fallenden Marktrenditen während der Ansparphase ein immer größer werdender Teil des Einkommens beiseite gelegt werden. Fest steht, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird. Das gilt selbst für Arbeitnehmer, die sich heute als „nicht schlecht verdienend“ einschätzen: Zwar laufen beträchtliche Summen in das Umlageverfahren ein. Im Jahr 2011 waren es immerhin Beiträge in Höhe von 179 Milliarden Euro, ergänzt durch Bundeszuschüsse in Höhe von 56 Milliarden Euro! Sieht so aus, als ob schon jetzt das Umlageverfahren nicht mehr funktioniert. Was passiert erst in einigen Jahren, wenn die Zahl derer, die einzahlen, immer weiter schrumpft.

Die Rentenreformen von 2001 und 2004 haben die Situation der gesetzlich rentenversicherten Arbeitnehmer definitiv verschlechtert. Nach eigenem Verständnis wollte der Gesetzgeber damit dem Umstand Rechnung tragen, dass die Menschen immer älter werden. Ging es tatsächlich nicht auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht mit zusätzlichen Kosten zu belasten?

Durch die Rentenreformen der vergangenen Jahre wurde das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 von derzeit 51 Prozent auf dann 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns abgesenkt. Um die entstehende Lücke zu schließen, stärkte die Regierung die private Vorsorge. Um Riester- und Rürup-Produkte attraktiv zu machen, führte sie für bestimmte Bevölkerungsgruppen staatliche Subventionen ein.

Beispiel: 32-jähriger Arbeitnehmer: 1.000 Euro Nettoeinkommen; gesetzlicher Rentenanspruch: 430 Euro; Versorgungslücke: 570 Euro; Kapitalbedarf mit 67 Jahren: 135.000 €. Um dieses Kapital aufzubauen müsste bei einer anzunehmenden Renditeerwartung von jährlich 3% monatlich 200 Euro beiseite gelegt werden. Das sind 20 Prozent des Monatseinkommens! In diesem Beispiel wird davon ausgegangen, dass die Sozialversicherungssysteme ihre Versprechen an die Menschen auch einhalten. Das darf vor dem Hintergrund des Zustandes der Sozialversicherungssystem und der Demographie durchaus stark bezweifelt werden.
Nun ist es der Staat selbst, der es Vorsorge-Sparern erschwert, die Rentenlücke mithilfe der herkömmlichen und geförderten Altersvorsorgeprodukte zu stopfen. Über politisch manipulierte Minizinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen, enteignet er die Sparer doppelt. Für Anleger bedeutet das: Sie stecken in der Vorsorgefalle.

Die Erträge, die sie von der privaten Vorsorge erwarten und die ihnen von der Finanzindustrie in Aussicht gestellt wurden, sind schlicht nicht mehr zu erzielen. Und was als sicher gilt, das bestimmen keineswegs die Anleger oder Unternehmen allein: Mit Zuckerbrot und Peitsche in Gestalt von Regelwerken wie Solvency II drängt der Gesetzgeber Versicherer in bestimmte Anlagen wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Firmenbonds – just jene Investments, die kaum noch etwas abwerfen. Das wird als finanzielle Repression bezeichnet.

Versicherer betonen, dass die Ära der niedrigen Zinsen nicht ewig dauern werde. Tatsächlich sind, um mit dem Physiker Niels Bohr zu sprechen, Prognosen schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Zur Not hat der Einzelne ja noch die Familie, der einen im Alter über Wasser halten kann.

Grundlage für eine stabile Altersvorsorge sind Anlagestrategien, die robust sind gegen die existenzbedrohenden Kapitalmarktcrashs. Treffsichere Prognosen sind im dynamischen System der Kapitalmärkte unmöglich. Selbst sogenannte Experten müssen Einsehen, dass auch sie die Zukunft nicht vorhersagen können. Die Devise kann aber auch nicht lauten, seine Kapitalanlagen möglichst breit zu streuen. Denn: Streuung auf verschiedene Kapitalanlagen macht nur Sinn, wenn es Anlageformen gibt, die sich voneinander unabhängig entwickeln. Aber genau das haben uns die Erfahrungen der letzten Jahre gelehrt. Es gibt sie nicht. Robuste Anlagestrategien wie die Hantelstrategie können hier einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer werthaltigen Altersvorsorge leisten. Mittelfristig müssen wir uns Gedanken machen, ob die Kapitalmärkte heutiger Ausprägung überhaupt dazu geeignet sind, eine solide Altersversorgung der Menschen sicherzustellen. Ich habe da meine historisch begründete Zweifel.