Der Zins macht Zeit zu Geld. Die Zeit ist der bedeutendste Faktor in der exponentiellen Zinseszinsrechnung, da er im Gegensatz zum Zinssatz bestimmt werden kann: Wenn Schulden rascher abgezahlt werden, sind die Gesamtkosten geringer. Jede zeitliche Verzögerung wäre ein riesiger Verlust.
Daher ist jeder Unternehmer, der einen Kredit aufnimmt, dazu gezwungen, möglichst rasch Gewinne zu erwirtschaften und seine Schulden möglichst rasch zurückzuzahlen. Dies führt zur Beschleunigung unseres Wirtschaftens und Lebens. Michael Ende hat dies im Buch „Momo“ beschrieben: Die Grauen Herrn stehlen den Menschen die Zeit. Niemand hat mehr Zeit füreinander. Die Menschen opfern ihre Zeit und ihr Leben und produzieren Geld. Eine Maschine, die Zeit zu Geld macht – doch nicht zum eigenen Nutzen, sondern um die Vermögen anderer zu vergrößern.

Wir leben heute tatsächlich um zu arbeiten – und arbeiten nicht mehr um zu leben. Selbst bei Naturvölkern arbeitete man (ohne Technologie) für den Lebensunterhalt nicht mehr als 2 Stunden pro Tag (Frithjof Bergmann)! Der Zins macht aus der Zeit eine der wichtigsten und immer knapper werdenden Ressourcen. Zeit wird zur Ware. Dadurch können viele langfristige ökologische oder soziale Investitionen nicht umgesetzt werden – die Zeit ist zu „teuer“ geworden. In einem zinsfreien System wäre Zeit im Überfluss vorhanden. Der Unternehmer könnte sich „Zeit lassen“. Entscheidend wären nur die aufgewendeten Ressourcen, also Material und Arbeit. Ob diese über 5 oder 10 Jahre verteilt eingesetzt werden, spielt kaum eine Rolle.