Wir befinden uns in einem Zeitalter zunehmender Widersprüche. Einerseits ist die Angst vor dem Wandel so groß wie schon lange nicht mehr. Andererseits dominiert gerade im Westen die Vorstellung, dass wir in der „besten aller Welten“ leben. Einer der zahlreichen Widersprüche betrifft das Wirtschaftssystem und dessen Zustand. Zum einen scheint der westliche Wohlstand ungebrochen, zum anderen wird es für viele persönlich immer enger. Die von „Experten“ als „gefühlt“ belächelte Teuerung ist seit dem Umstieg auf den Euro für die meisten offensichtlich; Krisenangst und Zukunftsskepsis nehmen zu.
Was sind die Werte, auf die es im Leben ankommt?
Wie lässt sich in einer Zeit der Illusionen und Sinnleere ein sinnvolles Leben führen? Wie kann eine Werte- und Sinnorientierung kein Widerspruch zum Streben nach Wirtschaftlichkeit sein?
Es wäre manches besser in der Welt, wenn alle Menschen wüssten, was Geld ist und wie es funktioniert. Denn nicht nur wirtschaftliche Störungen wie Krisen, Kreditnot, Teuerung, sondern auch soziale Übel, wie Klassengegensätze und Massenverelendung, ja sogar politische Katastrophen wie Krieg und Revolutionen haben ihre wichtigsten Wurzeln oft in der allgemeinen Unkenntnis von der Funktionsweise des Geldes.

Wie funktioniert Geld?

Geld war und ist noch immer Gegenstand unzähliger Mythen, Anfeindungen und Irrtümer. Ein häufiger Vorwurf lautet: Das Geld verdreht den Menschen den Kopf und macht ihn zu einem raffgierigen Egoisten, das rücksichtslose Profitstreben und der Zins höhlen die Gesellschaft innerlich aus und unausweichliche, immer wiederkehrende Wirtschaftskrisen bringen die Welt an den Rand des Zusammenbruchs.
Im Vordergrund unseres gesellschaftlichen Lebens steht nicht mehr die harmonische und für beide Seiten vorteilhafte Kooperation. An die Stelle des friedfertigen Interessenausgleichs tritt das mit der Umverteilung einhergehende Win-Lose-Denken.

Was ist das Win-Lose-Denken?

Das „Win-Lose-Denken“ ist die Basis unserer konfliktschürenden und neidstiftenden Gesellschaft. Wo früher jeder der Bäcker seines eigenen Stück Kuchens war, drängen sich immer mehr unproduktive Bürokraten und Pseudounternehmer mit dem erhobenen Zeigefinger der Macht in die Backstube und bestimmen die Neuverteilung des fortwährend schrumpfenden Wohlstandskuchens. Der vielbeschworene Klassenkampf wird zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Mit dem Unwort „sozial“ getarnt, findet das Win-Lose-Denken in der Umverteilungspolitik seinen Platz. Der amerikanische Ökonom Thomas Sowell bringt den Widerspruch zwischen Politik und Realität auf den Punkt: „Die erste Lektion der Ökonomie ist die Knappheit: Es gibt niemals genug von irgendetwas, um alle befriedigen zu können, die es haben wollen. Die erste Lektion der Politik ist die Nichtbeachtung der ersten Lektion der Ökonomie.“ Ebenso wenig kann sich die Politik dauerhaft über die Marktteilnehmer hinwegsetzen und den materiellen Wohlstand per Knopfdruck mehren. Insbesondere die Manipulation des Geldes rächt sich bitter. Sie wirkt sich sofort auf die gesamte Gesellschaft aus.

Allen alles versprechen.

Porter Stansberry fasst die heutigen politischen Gegebenheiten wunderbar zusammen: „Die politische Siegesformel lautet: Allen alles versprechen. Das erste Gebot der Ökonomie aber ist die Knappheit. Papiergeld ist die Brücke zwischen Politik und ökonomischer Realität.“
Alle spekulativen Aufblähungen, ob es sich dabei um Tulpen, Immobilien, Aktien, High-Tech oder sonstiges handelt, sind unweigerlich eine Währungskrankheit. Der gemeinsame Nenner ist bei allen Zyklen immer das Geld. Der Preis, der in Geld ausgedrückt wird, steigt zunächst ins unermessliche und bricht dann völlig zusammen. Die Ursache für die Wirtschaftskrise liegt klar und deutlich auf der Hand: ungedeckte Geldmengenausweitung (Inflationierung).

Des einen Gewinn ist des anderen Verlust.

Viele selbsternannte Krisenpropheten verstärken mit ihren Argumenten, wonach sich in der Krise nur die Schnellen und Klugen retten werden können, das Win-Lose-Denken. Wohlgemerkt, mit ihrer ökonomischen Bestandsaufnahme liegen die Krisenpropheten meist ziemlich nahe an der Wahrheit. Allerdings darf eine langfristige Krisenvorsorge nicht nur den schnellen Krisengewinn anvisieren, sondern muss sich auch um das „Danach“ kümmern. Eine übertriebene Betonung des Umstandes, dass in der Krise die Schnellen die Langsamen fressen, führt zweifelsfrei dazu, dass jede Art der menschlichen Zusammenarbeit auf dem Grundsatz „Des einen Gewinn ist des anderen Verlust“ beruht. Eine friedfertige Kooperation zum beiderseitigen Vorteil scheint demnach ein Ding der Unmöglichkeit.

Win-Win-Denken

Dem ist aber nicht so. Das menschliche Leben ist kein Wettrennen, kein Wettkampf. Das wertorientierte Wirtschaften basiert auf „Win-Win“ Situationen.  Während sich der kurzsichtige Anleger ganz auf den schnellen Gewinn konzentriert, agiert der langfristig orientierte Investor umsichtiger. Er ist sich bewusst, dass alles Geld der Welt nichts bringt, wenn die die Gesellschaft destabilisierenden Krisen nicht endlich der Vergangenheit angehören. Er weiß deswegen auch, dass Unternehmertum und Geldanlage langfristig nur in einer Gesellschaft mit einer auf „Win-Win“ basierenden Zusammenarbeit zwischen Menschen möglich ist.

Das kapitalistische Weltwirtschaftssystem steht zur Disposition

Die aktuelle Situation hat historische Dimensionen angenommen, die bis jetzt nur wenigen Menschen bewusst ist. Vergleiche zu den Ausmaßen der Weltwirtschaftskrise von 1929 sind untertrieben. Der entscheidende Unterscheid zur heutigen Krise ist, das zum ersten Mal in der Geschichte das gesamte kapitalistische Weltwirtschaftssystem zur Disposition steht. Das gemeinsame Interesse für einen Neuanfang war noch nie so deutlich wie derzeit. Die Globalisierung hat mittlerweile solch ungesunde Ausmaße angenommen, dass es einzelnen Staaten nur schwer möglich ist, nach Alternativen zu suchen. Durch das offensichtliche Scheitern des Kapitalismus bietet sich jetzt der Welt die Möglichkeit, in internationaler Kooperation ein neuartiges Wirtschaftssystem aufzubauen. Eines, dass dem Menschen dient und Wohlstand und Glück für alle ermöglicht. Die nötigen Voraussetzungen sind vorhanden – wir müssen es nur noch wollen.

Ist der Mensch das Problem?

Ich höre häufig das Argument, dass Macht- und Profitgier ein angeborenes Wesensmerkmal des Menschen ist, mit dem Verweis auf die Menschheitsgeschichte. Stimmt das wirklich? Ein entschiedenes NEIN. Die Menschheit lebte zu keinem Zeitpunkt in einem dauerhaften Gefühl der Sicherheit. Kriege und Überlebensängste sind die alltäglichen Begleiter des Menschen. Anfangs waren Streit um natürliche Ressourcen Auslöser von Kriegen. Darauf folgte religiöser Übereifer und später war es der rein wirtschaftliche Aspekt, der immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte.
Durch den aktuellen Stand der Technik, die globale Vernetzung und die intellektuelle Aufklärung sind wir heute in einer Situation, in der weltweite Kooperation eine realistische Möglichkeit ist. Eine zwingend notwendige Bedingung ist, dass die Menschheit erkennt, dass es sich hier um ein gemeinschaftliches Projekt mit einem gemeinsamen Interesse handelt. Dann werden Kriege aufhören und die Welt wird zu einem Hort der Sicherheit und Eintracht.

Die Macht des Zinses-Zins

Macht- und Profitstreben machen nur in einem System Sinn, das permanente Angst und Unsicherheit verbreitet. Derzeit ist es noch von Vorteil, Macht und Geld zu besitzen, um Menschen abhängig zu machen. Der Mechanismus des Zinseszins führt dazu, dass sich Geld immer in den Händen weniger Menschen konzentrieren wird, während der Großteil der Menschen den Wohlstand der Reichen finanziert. Gleiches gilt natürlich auch für Volkswirtschaften. Einige wenige reiche Nationen bestimmen über Wohl und Wehe vom in Armut lebenden Rest der Welt.

Das ist nicht der Charakterschwäche des Menschen anzulasten, sondern eine nur allzu logische Folge des ZinesZins-Systems. Moral und Demokratie sind im Kapitalismus eine Vortäuschung des Unmöglichen.
Ins Reich der Märchen gehört die Überzeugung, dass die Probleme der Welt einfach durch eine Umverteilung des Kapitals gelöst werden können. Aufgrund der Konstruktion unserer heutigen Wirtschaft gibt es zu jedem Zeitpunkt gleich viele Schulden wie umlaufendes Geld. Würde man die Schulden eliminieren, verschwände auch das Geld. Schulden sind systembedingt notwendig. Die jedem Menschen innewohnende Überlebensangst und sein Sicherheitsbedürfnis führen daher innerhalb eines solchen Systems automatisch zu einem Geld- und Machtstreben. Wie Klaus Klages es so treffend formuliert hat: „Im Kapitalismus sind alle irgendwie moneypoliert.“ Fressen, oder gefressen werden. Das Gesetz des Dschungels.

Delete und Neustart des Systems

Ich bezweifle, dass Macht und Reichtum in einem Klima des Überflusses und der Kooperation noch besonders verlockend wären. Vielmehr ist die Selbstverwirklichung ein sehr verlockendes Ziel eines jeden Menschen in einem System, das Sicherheit und Kooperation bietet. Macht- und Profitgier sind nicht die Ursache, sondern die Folge des gegenwärtigen Systems! „In der kapitalistischen Gesellschaft zählt der, der etwas hat – und weniger der, der etwas kann.“ (Willy Meurer)

Unser gegenwärtiges Systems ist komplett veraltet und entspricht den aktuellen Gegebenheiten in keiner Weise. Es geht auf eine Zeit zurück, in der das Gesetz des Dschungels das Leben der Menschen bestimmte.. Es ist ein mittelalterliches System und produziert mittelalterliche Zustände. Auch wenn der moderne Burgherr Krawatte trägt und der Kreuzritter Hedge-Fonds verwaltet: Substanziell hat sich hier nicht viel geändert.
Geld besitzt eine solche Dominanz im Bewusstsein der Menschen, dass sich die meisten eine Welt ohne Geld nicht mal mehr vorstellen können. Es ist für den Wandel wichtig, dass sich möglichst viele Menschen dies bewusst machen.

Fazit

Wir haben ein rein organisatorisches Problem, wenn wir uns vom bestehenden System befreien. Unsere aktuellen Glaubens- und Verhaltensmuster müssen wir ablegen. Angst und Konkurrenzdenken sind Relikte vergangener Zeiten. Kooperation ist das Zauberwort. Nur so können wir gemeinsame Lösungen für eine bessere Zukunft erarbeiten.

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