Die Asset Allocation beschäftigt sich mit der optimalen Aufteilung von Anlagevermögen auf verschiedene Anlageformen. Die Anlage freier Vermögenswerte ist eine Frage, der ein Großteil aller Verbraucher und viele Unternehmen gegenüberstehen. Die für den Gesamterfolg bedeutendste Eigenschaft eines Anlageportfolios ist die Aufteilung der Mittel auf die großen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Cash, Immobilien, Rohstoffe bzw. Alternative Investments. Die Auswahl der Anlageprodukte erfolgt heute schwerpunktmäßig nach aktuellen Performance-Hitlisten. Die Betrachtung der Vergangenheitsperformance dient zur Orientierung, gehört aber nicht in die Anlageentscheidung hinein. Es geht nicht darum herauszufinden, welche Anlageklassen die erfolgreichsten der Vergangenheit waren. Die lineare Fortschreibung der Vergangenheit ist ein häufiger Fehler bei der Konstruktion von Anlageportfolios.
Vielmehr sollte die Entscheidung über die langfristige Portfoliostruktur am Anfang eines strukturierten Anlageprozesses stehen. Hierzu sind Fragen nach der Renditeerwartung, der Verlusttoleranz, dem Anlagehorizont, dem Liquiditätsbedürfnis und der Inflations-erwartung zu beantworten. Das Ziel dieser Vorarbeit ist ein für die Präferenzen des Anlegers möglichst optimales Lösungsportfolio zu generieren. Dabei sollte man sich den Zusammenhängen und Wirkungsmechanismen des Kapitalmarktes bewusst sein, um die Aussagekraft der Ergebnisse einschätzen und vor seinem persönlichen Hintergrund bewerten zu können.
Eine fundierte Entscheidung erfordert einen mehrstufigen, strukturierten Prozess, in dem die Zielsetzungen des Anlegers bezüglich seiner Risikoneigung und den Ertragserfor- dernissen Berücksichtigung finden müssen. Der Prozess gliedert sich in drei Phasen:

Phase 1: Strategische Asset Allocation
Phase 2: Taktische Asset Allocation
Phase 3: Einzeltitelselektion

Die strategische Asset Allocation steckt die langfristig zu erreichenden Ziele hinsichtlich Ertrag und Risiko ab, um aus Anlegersicht eine möglichst effiziente Anlagenmischung zu generieren. Ihr kommt innerhalb des Investmentprozesses eine zentrale Stellung zu. Sie zeichnet für etwa 90 % des Anlageergebnisses verantwortlich, dementsprechend irreversibel schlagen sich die getroffenen Entscheidungen zu Buche.
Die taktische Asset Allocation bezeichnet korrigierende Handelsaktivitäten innerhalb der in der strategischen Asset Allocation definierten Bandbreiten, um sich verändernden Marktzuständen Rechnung zu tragen.
Der letzte Schritt ist die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse am Markt, die Investi- tion in Assets. Das Instrumentarium reicht von Einzeltiteln in Form von Aktien, Anleihen, Edelmetallen usw. bis zu Produkten, die für sich bereits ein diversifiziertes Portfolio darstellen (Investmentfonds, Dachfonds für geschlossene Fonds).

Wie sieht ein Anlagemodell in der Praxis aus?

Mehr als ein Jahrhundert lang haben Banker und Wirtschaftswissenschaftler sich darum bemüht, dass Risiko der Kapitalmärkte zu analysieren, es zu erklären und letztlich davon zu profitieren. Die herkömmlichen Standardmodelle (Markowitz, Black-Littermann, Sharpe,  Tobin, Black/Scholes etc.) zur Vorhersage von Ereignissen haben kläglich versagt. Fakt ist: Finanzkrisen jüngerer Ausprägung oder den Börsencrash vom 28. August 1998 hätte es nach herrschender Lehrmeinung einfach nicht geben dürfen. Nach den herkömmlichen Portfoliotheorien wäre die Chance  für jenen Absturz auf eins zu 20 Millionen geschätzt worden.
Selbst wenn man 100.000 Jahre lang täglich an der Börse handelt, sollte man ein solches Ereignis kein einziges Mal erleben. Dennoch geschieht an den Finanzmärkten das scheinbar Unwahrscheinliche ständig. Die Risiken für finanziellen Ruin werden von den meisten Marktteilnehmern grob unterschätzt. Es kommt nicht darauf an, die durchschnittlichen Schwankungen des Marktes zu glätten, sondern auf die großen, existenzbedrohenden Kapitalmarktcrashs vorbereitet zu sein.

Der Börsencrash von 1987, die Terrorattacken vom 11. September 2001, die Finanzkrise 2008. Wer hätte damit allen Ernstes vorher gerechnet? Extrem unwahrscheinliche Ereignisse, sogenannte „Schwarze Schwäne“ gibt es viel häufiger als wir denken.  Sie stehen für unkalkulierbare, unerwartete Ereignisse, die weitreichende Folgen für das Vermögen der Anleger haben und zu dramatischen Verlusten führen. Warum sehen wir diese Ereignisse nicht voraus? Das Problem: Wir denken in schlüssigen Geschichten, verknüpfen Fakten zu einem stimmigen Bild, nehmen die Vergangenheit als Modell für die Zukunft und schreiben diese linaer fort. So schaffen wir uns eine Welt, in der wir uns zurechtfinden. Aber die Wirklichkeit ist anders: chaotisch, überraschend, unberechenbar. Die Folge: Börsengurus und Ökonomen, die mit ihren Prognosen regelmäßig danebenliegen, Risikomanager von Banken und Versicherungen, die hilflos mit den Achseln zucken, wenn wirklich etwas Unvorhergesehenes passiert. Die Wahl des „richtigen“ Anlageproduktes zum „richtigen“ Zeitpunkt ist vor diesem Hintergrund belanglos und langfristig sowieso unmöglich. Um erfolgreich zu sein, ist es daher wichtig, eine konvexe Mischung zwischen den einzelnen Anlageklassen zu finden und „Schwarze Schwäne“ zu berücksichtigen.

Im realen Leben wie auch an den Finanzmärkten kennen wir die tatsächlichen Chancen und Risiken nicht. Wir müssen sie prognostizieren. Das ist mit einer natürlichen Unsicherheit verbunden. Denn: “Berechenbare Chancen und Risiken” gibt es nicht. Sie sind reine Fantasiegebilde und halten einem Praxistest nicht stand. Wenn Sie erkannt haben, dass Sie durch Prognosen verwundbar sind und akzeptieren, dass die meisten „Messgrößen für Risiken“ aufgrund des Schwarzen Schwans mit Fehlern behaftet sind, sollten Sie einerseits hochkonservativ anlegen und auf der anderen Seite extrem aggressiv investieren.

Statt ihr Geld in Investitionen mit mittleren Risiko zu stecken (Woher wissen Sie denn, dass es sich um ein mittleres Risiko handelt?) sollten Sie einen Teil in extrem sichere Anlagen stecken und die restlichen Prozent in extrem riskante Anlagen. Diese Form der Asset Allocation nenne ich „Hantel-Strategie“. Dann können Fehler beim Risikomanagement Ihnen nichts anhaben. Statt eines mittleren Risikos haben sie dann ein hohes Risiko, andererseits ein geringes. Im Schnitt wird sich ein mittleres Risiko ergeben, doch man ist dabei Schwarzen Schwänen in positiver Form ausgesetzt.

Um ein Gefühl für die Hantel-Strategie zu entwickeln, sehen wir uns die Performance der vergangenen 12 Jahre an. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf das Verhalten der Anlagestrategie während der Terrorattacken auf das World Trade Center bzw. dem Ausbruch der aktuellen Finanzkrise 2007. Eine Garantie für die Zukunft stellt diese Betrachtungsweise nicht dar.

Wertentwicklungstabelle

Erfolgreicher an der Börse?

Emotionen sind bekanntermaßen an der Börse ein schlechter Ratgeber. Die häufigsten Gründe für gravierende Fehlentscheidungen sind dabei Angst und Gier.
Ein amerikanischer Nobelpreisträger hat in einer Studie herausgefunden, dass die Angst vor einem Verlust etwa doppelt so groß ist wie die Freude über einen Gewinn. Angst ist offensichtlich einer der stärksten Motivationen für Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen. Die Folgen können verheerend sein. Denn wenn an der Börse wieder einmal die Panik um sich greift, werfen die Anleger selbst die besten Aktien aus Angst vor Verlusten zu Schleuderpeisen auf den Markt.

Viele Studien haben gezeigt, dass ein antizyklisches Verhalten zu deutlich mehr Börsenerfolg führt. Wenn Angst und Panik regiert, wenn die Aktien in den Keller geprügelt werden, ist eben nicht die Zeit zum Verkaufen, sondern zum Kaufen. Wäre es vor diesem Hintergrund nicht tatsächlich ein wirtschaftlicher Vorteil, wenn man die durch andere geschürte Angst oder Gier vermindert und rationaler die Chancen an der Börse nutzen könnte? Lassen Sie sich bei Ihren Anlageentscheidungen nicht von Ihren Emotionen leiten.

Ein erfolgreicher Anlageberater ist in der Lage, sich auf die Bedürfnisse seines Mandanten einzustellen. Es geht nicht darum, was der Berater gut findet, sondern was der Anleger wirklich will. Darauf sollte die Anlageberatung ausgerichtet werden. Ein Freimachen von persönlichen Präferenzen und ein wirkliches Eingehen auf den Anleger führt immer zum Erfolg. Wenn der Anleger seine Strategie mit Hilfe des Beraters selbst entwickeln und verwirklichen kann, ist ein Scheitern gänzlich unmöglich. Die Verantwortung für eine Anlageentscheidung kann m. E. nicht auf eine andere Person übertragen werden. Jeder Anleger handelt selbstverantwortlich. Beratungsfehler und daraus resultierende Haftungsfälle sind bei dieser Vorgehensweise schlichtweg unmöglich. Probleme tauchen immer dann auf, wenn dem Anleger eine Meinung übergestülpt oder etwas vorgedacht wird. Ebenso ist die reine provisionsorientierte Beratung bzw. Produktauswahl nicht zielführend.

Investieren ist ein lebenslanger Lernprozess.