Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück hat die Bundesregierung scharf kritisiert. Diese sehe tatenlos zu, wie die Niedrigzins-Politik der EZB die Sparer faktisch enteigne. Mit Blick auf die Flüchtlingskrise sagte er, dass die Politik offensichtlich nicht mehr in der Lage sei, Krisen zu bewältigen.

Der Chef des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück übt Kritik an der europäischen Geldpolitik und an der Bundesregierung, wie Reuters meldet. „Das ist das offizielle Ende der Geldpolitik“, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch mit Blick auf die Senkung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Nebenwirkungen haben verheerende Ausmaße angenommen. Hier ist alles aus dem Ruder gelaufen“, sagte der seit 13 Jahren amtierende Münchener-Rück-Chef auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.

Ihm sei „schleierhaft“, wie die EZB die Anleihen auswählen wolle, von denen sie noch mehr aufkaufen will. Sie halte schon jetzt 25 Prozent aller gedeckten Anleihen und werde schon bald zehn Prozent aller europäischen Staatsanleihen halten.

Die Rückversicherer leiden wie alle großen Kapitalanleger unter den Dauer-Niedrigzinsen. Von Bomhard kritisierte die ausgebliebene Reaktion der deutschen Politik: „An einer solchen Stelle muss sich die Bundesregierung zu Wort melden.“ Dass sie das bisher nicht getan habe, halte er für „befremdlich“. Nur Großanleger wie Hedgefonds oder Staatsfonds könnten den niedrigen Zinsen ausweichen. „Getroffen sind die Ärmeren“, die das nicht könnten, sagte er. Die „Erosion des Rechts“ sei mit Händen zu greifen. „Was wir sehen, besorgt uns in höchstem Maße.“

Auch anderswo zeige die Politik, dass sie nicht in der Lage sei, Krisen zu bewältigen. „Die Frage ist, ob gesinnungsethische Politikansätze der Weisheit letzter Schluss sind“, sagte von Bomhard mit Blick auf die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von Bomhard zählt zu den schärfsten Kritikern der Zinspolitik der EZB und hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach zu Wort gemeldet. Am Dienstag war bekannt geworden, dass er seinen Posten an der Spitze des Dax-Konzerns im kommenden Jahr niederlegt.

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