Das Ei des Kostolany geht auf den ungarischen Spekulanten Andre Kostolany zurück. Anhand dieses Bildes beschreibt er die ständigen Aufwärts-und Abwärtsbewegungen der Kapitalmärkte. Grundlage dieser Überlegungen ist, dass sich verschiedene Phasen immer wiederholen. Natürlich muss man als Investor wissen, in welcher Phase sich der Markt gerade befindet. Denn der Trick an der Börse ist, am Tiefpunkt zu kaufen und am Höchststand zu verkaufen. Jedoch entspricht dieses Verhalten nicht gerade dem Gusto des typischen Investors. Dieser scheint wohl eher dem Investieren in Aufschwungphasen zu fröhnen.
Diesem Denkfehler, den ich in meinem Buch „Geld(R)evolution“ beschreibe, ist es zu verdanken, dass die breite Masse der Investoren und Sparer niemals zu den Gewinnern am Kapitalmarkt gehören werden. Antizyklisches Investieren war seit jeher das Erfolgsrezept an den weltweiten Kapitalmärkten. Der breiten Masse hinterherzulaufen gehört definitiv nicht zu den erfolgversprechenden Handlungen.
Doch wie ticken denn nun Kapitalmärkte? Das zyklische Verlaufsmuster der Finanzmärkte kann in drei Phasen unterteilt werden:
- Korrektur
- Stimmungsumschwung
- Übertreibung
Diese drei Phasen laufen sowohl in Aufschwungphasen als auch in Abschwungphasen ab. Für jede Phase gibt Andre Kostolany eine Handlungsempfehlung: kaufen, abwarten oder verkaufen. Die Kaufempfehlung beginnt bereits in der Phase der Übertreibung der Abwärtsbewegung. Die Panikverkäufe zu dieser Zeit lassen die Preise purzeln. Hier verhält man sich gegen den Trend, also antizyklisch. Auch wenn sich die Kurse in der folgenden Phase nach oben korrigieren, sollte man weiter investieren. Sobald die Korrektur vorbei ist, beginnt die Phase des Stimmungsumschwungs. Hier ist Abwarten angesagt. Die Kurse steigen und damit auch der Wert des eigenen Depots. Wenn die Übertreibung im Aufwärtstrend beginnt, so ist die Handlungsempfehlung wieder antizyklisch: verkaufen, wenn alle anderen kaufen. Es geht hier nicht um die täglichen Schwankungen einzelner Kurse. Ein kompletter Zyklus findet nicht selten über mehrere Jahre statt.
Bezogen auf Gold und Silber, können wir sehr eindrucksvoll die drei Phasen beobachten. Die Korrektur bei den beiden Edelmetallen dauert nun schon fast fünf Jahre. Wir beobachten seit einiger Zeit in einschlägigen Presseartikeln den markanten Stimmungsumschwung bei den meisten Marktteilnehmern beim Gold. Gold wird schlecht geredet. Doch die fundamentalen Rahmenbedingungen für Gold sind unverändert. Die weltweiten Schulden explodieren in allen Bereichen. Privatleute, Unternehmen und Staaten sind so hoch verschuldet wie noch nie in der Geschichte. Das Elixier der niedrigen Zinsen zeigt hier seine unangenehmen Auswirkungen. Roland Baader bringt das Thema Verschuldung auf den Punkt: „Wir werden nachhungern müssen, was wir vorausgefressen haben.“ Natürlich kann man das Dreiphasenmodell Kostolany´s auch auf die wirtschaftliche Entwicklung anwenden. Aufschwungphasen werden beendet durch Abschwünge. Die Aufschwungphase dauert schon sehr lange an. Meines Erachtens eine Folge des billigen Geldes. Doch wird es eines Tages zur Abrechnung kommen. Physisches Gold ist frei von Verbindlichkeiten und daher in einem vor Schulden ächzendem System das Wunderheilmittel. Natürlich ist es daher den Schuldnern und Gläubigern ein Dorn im Auge. Gold befindet sich derzeit in einer Übertreibungsphase im Abwärtstrend. Dieser Zeitpunkt hat sich in der Geschichte immer wieder als hervorragende Einstiegsmöglichkeit herausgestellt. Gold und andere Edelmetalle zu besitzen ist alternativlos. Es ist die einzige Möglichkeit dem Ende des dollarbasierten Papiergeldsystem entspannt und gelassen beizuwohnen. Wenn die Weltleitwährung fällt, wird sie alle anderen Währungen mit sich in den Abgrund ziehen.
Doch wem diese Art des Investieren zu anstrengend ist und das dürften meiner Beobachtung nach die meisten Anleger sein, sollte auf eine althergebrachte Methode zurückgreifen. Regelmäßig, monatlich Edelmetalle physisch zu erwerben. Damit nutzt man die einzelnen Phasen an den Kapitalmärkten optimal aus. In Aufschwungphasen kauft man weniger Metall, in Abschwungphasen dafür um so mehr. Hält man diese Form des Investieren über einen langen Zeitraum durch, darf man einen bedeutenden Schatz sein Eigentum nennen.