Die D-Mark wurde vor 14 Jahren abgeschafft, aber viele Deutsche leiden unter dem Phantomschmerz. Der Anteil der Menschen, die sich nach der Mark sehnen und in Mark rechnen, ist schlicht verblüffend.
Die D-Mark spukt immer noch in vielen Köpfen herum. Obwohl die Währung seit 14 Jahren aus dem Alltag der Menschen verschwunden ist, rechnet knapp jeder Zweite die Euro-Beträge auf Preisschildern weiter um, gerade wenn es um höhere Ausgaben geht. Mit der Weigerung, die D-Mark gänzlich aus dem eigenen Leben zu verbannen, geht ein wieder deutlich gestiegenes Misstrauen gegenüber dem Euro einher.
Über alle Altersgruppen hinweg sind es 45 Prozent, die gedanklich immer noch an der alten Währung hängen. Das ist zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren – 2014 waren es noch 51 Prozent, 2015 noch 47 Prozent. Doch wenn die Entwöhnung in dem Tempo weitergeht, wird es auch in 20 Jahren noch Menschen geben, die bei größeren Euro-Beträgen den D-Mark-Preis ermitteln.
Das sind Ergebnisse des jährlichen „Sparerkompasses“, der der „Welt“ exklusiv vorliegt. Die Marktforscher der GfK haben im Auftrag der Bank of Scotland 1794 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren befragt.
Die D-Mark-Nostalgie der Menschen unterscheidet sich deutlich nach Alter und Bildungsgrad. Mindestens die Hälfte der über 40-Jährigen wandelt größere Beträge nach wie vor in D-Mark um. In der Gruppe der unter 30-Jährigen ist es jeder Vierte – immerhin, möchte man meinen. Denn alle Kunden, die um die 20 Jahre alt sind, dürften keine oder nur geringe Erinnerungen an die ehemaligen Scheine und Münzen haben.
Dazu passt, dass die eifrigsten Umrechner mit jeweils 57 Prozent Hausfrauen und Rentner sind. Am anderen Ende der Skala finden sich Schüler und Studenten. Hier wandeln 15 Prozent größere Beträge von Euro in D-Mark um, bevor sie ein Urteil fällen, ob der Preis hoch oder niedrig ist. Ebenfalls eine Rolle spielt der Schulabschluss: 61 Prozent der Menschen mit Hauptschulabschluss bewerten den Preis einer Ware lieber auf D-Mark-Basis. Unter Abiturienten sind es nur 36 Prozent.
In dem unveränderten Umrechnungseifer drückt sich offensichtlich eine Skepsis gegenüber dem Euro aus. Die Finanzkrise und die andauernden Minizinsen auf Sparbüchern erschüttern das Vertrauen in den Euro. So stimmten 39 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Ich habe kein Vertrauen in den Euro“. Beim „Sparerkompass 2015“ waren es lediglich 23 Prozent.
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