Wer eine Ware verkauft oder eine Leistung anbietet, möchte andere Waren oder Leistungen dafür zu erhalten. Das nennt man Austausch. In unserer Gesellschaft hat sich das Prinzip herausgebildet, dem Käufer einer Ware oder Dienstleistung den Gegenwert zu stunden. Der Verkäufer lässt sich vom Käufer eine Sicherheit bestellen, den Geldschein. Weil das bei allen Tauschakten geschieht, so sehen wir alle in dem Geldschein die Gegenleistung. Es ist uns nicht mehr bewusst, dass die Gegenleistung noch aussteht und diese Forderung mit dem Geldschein ausgedrückt wird. In diesem Fall, dass eine Partei der anderen den Gegenwert ihrer Leistung stundet, wird ein Kredit gewährt.
Unser Geld ist keine Gegenleistung für eine verkaufte Ware oder einen geleisteten Dienst, sondern lediglich ein Instrument, dass den Anspruch auf die Gegenleistung sicherstellt.
Beispiel Arbeiter:
Stellen wir uns einen Arbeitnehmer vor, der für 1.000 Euro gearbeitet hat, d.h. sich einen Anspruch auf Güter im Wert von 1.000 Euro erworben hat. Er hat diesen Anspruch bis zum Lohntag gegen seinen Arbeitgeber. Der Arbeitnehmer gewährt dem Arbeitgeber einen Kredit. In dem Moment der Auszahlung des Arbeitsentgeltes, erlischt der Anspruch gegen den Arbeitgeber. Der Austausch ist abgeschlossen. Dadurch ist aber nicht der Anspruch an sich erloschen. Vielmehr bleibt er im Geld verkörpert und in unveränderter Höhe bestehen. Nun richtet sich der Anspruch nicht mehr gegen den Arbeitgeber, sondern gegen die Gesamtheit, den Markt. Der Arbeitnehmer kann die Gegenleistung nunmehr eintauschen, wo und in welcher Form er will. Er besitzt eine Forderung an den Markt. Solange der Anspruch noch nicht eingelöst wurde, sprechen wir von einem Kreditverhältnis zwischen den beiden Parteien. Wenn der Leistende sein Geld erhalten hat, sprechen wir von Kaufkraft. Erst wenn er konsumiert und seine 1.000 Euro ausgegeben hat, ist sein Güteranspruch erloschen. Dann ist der Zweck des Tausches erfüllt, den der Arbeitnehmer mit seinem Arbeitgeber vorgenommen hat. Der Empfang des Geldes war nur ein Zwischenschritt, der notwendig war, weil der Arbeitgeber die Waren, die der Arbeiter konsumieren wollte selbst nicht verfügbar hatte.
Das Geld stellt ein Recht zum Bezug von Gegenleistungen dar, denen entsprechende Leistungen vorangegangen sind, und die Hauptfunktion besteht darin, diese Gegenleistung von einem auf den anderen Marktteilnehmer zu übertragen.
Wie viel Geld muss in einer Volkswirtschaft existieren?
Die meisten von uns glauben, dass die Geldmenge in einem ganz bestimmten Verhältnis zu den produzierten Gütern stehen muss. Daher ist mit zunehmender Produktion auch mehr Geld in Umlauf zu bringen. Geschieht das nicht, so entsteht Geldmangel. Diese Auffassung ist genauso unsinnig, wie die Ansicht, man braucht nur die Eintragungen in die Grundbücher eines Landes zu vermehren, um die Wohnungsnot zu beseitigen. Geld ist nichts anderes als ein beurkundetes Recht. Es ist das Recht auf eine Gegenleistung, dass sich jemand dadurch erwirbt, dass er eine Leistung erbringt.
Jeder Mensch der einen Tausch vorgenommen hat, die Gegenleistung aber noch nicht erhalten hat, besitzt Geld. Und jeder Geldschein der existiert bedeutet, dass jemand einen Gegenwert, auf den er einen Anspruch besitzt, noch nicht in Empfang genommen hat. Daher kann es nicht „zu viel“ oder nie „zu wenig“ Geld geben. Es läuft immer genau so viel Geld in einem Land um, wie Tauschakte vorgenommen, aber noch nicht vollständig abgeschlossen sind.
Die Geldmenge im Land muss immer genau so groß sein, wie die Summe aller noch nicht in Anspruch genommenen Gegenleistungen. Daher kann die Geldmenge seitens der Notenbanken nicht vergrößert oder verkleinert werden.
Jeder willkürlich neu erzeugte Geldschein bedeutet einen Rechtsanspruch zum Bezug einer Gegenleistung, obwohl niemals eine Leistung stattgefunden hat. Es handelt sich hier eben nicht um Austausch. Es bescheinigt einen noch nicht abgeschlossenen Tauschakt, der in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden hat. Es handelt sich somit um eine Fälschung. Umgekehrt bedeutet jede Verringerung des Geldumlaufes, eine Annullierung von erworbenen Rechten auf Gegenleistung und somit einen Enteignungsakt.
Wenn die Notenbank neues Geld schafft, so ermöglicht es dadurch eine große Zahl neuer Tauschakte. Tausende Marktteilnehmer, die vorher nicht kaufen konnten, können es jetzt. Es entsteht eine Nachfrage am Markt, welche die Produzenten zwingt, mehr Güter herzustellen. Die Folge ist eine Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes. Der vermehrten Geldmenge steht also eine vermehrte Gütermenge gegenüber, so dass der im neuen Geld verkörperte Anspruch vollauf befriedigt werden kann.
Eine Notenbank, die eine Million Geldscheine in Umlauf hat, gibt eine weitere Million aus. Eine bestimmte Menge von Gütern steht plötzlich einer doppelt so großen Nachfrage gegenüber. Es entsteht eine Konkurrenz um die produzierten Güter. Bei doppelter Nachfrage und gleichbleibendem Angebot steigen die Preise der Waren. Die Verdopplung der Geldscheine führt dazu, dass die Marktgüter teurer werden. Das Resultat der Geldvermehrung ist, dass jeder Inhaber des alten Geldes bei seinen Einkäufen weitaus mehr bezahlen muss als früher. Das heißt nichts anderes, als dass man durch die Geldvermehrung einen Teil der Gegenleistung, die er sich mit seiner Arbeit verdient hat, gewaltsam genommen hat (Enteignung).
Darum darf sich niemand die Freiheit herausnehmen, Geld nach Willkür schaffen oder vernichten zu wollen, denn er schafft oder vernichtet damit wohlerworbene Ansprüche auf Güter. Indem solche Geldscheine hergestellt werden, gibt er dem Einen nur, was er dem Anderen nimmt.
Denn: Das Geldwesen regelt sich automatisch.