Regel Nr. 1 des Kapitalismus: Aus Geld noch mehr Geld machen
Auf die bequeme Tour
Sie haben bisher sicherlich gedacht, man könnte mit Unternehmungen und Geschäften richtig Knete machen. Nun, das kann man auch. Aber es ist mit Anstrengungen verbunden. Besser ist, man machts auf die bequeme Tour. Und das geht so: Die Banken sagen uns ja täglich: „Machen Sie mehr aus Ihrem Geld!“ oder neuerdings: „Steigern Sie Ihren Ertragswinkel!“
Ja, der Kapitalismus möchte doch, dass es wirklich jedem gutgeht und jeder richtiggehend in Geld schwimmt. Und deshalb können Sie Ihr Geld auch für eine Verzinsung von 5 Prozent alle 14 Jahre verdoppeln. Und wenn Sie Ihr Erspartes jeden Monat um einen gewissen Betrag aufstocken, geht es noch schneller mit der Vermögensbildung. Sie besitzen bei einer monatlichen Rate von 250 Euro nach 15 Jahren bereits über 100.000 Euro.
Und wenn das jeder Bundesbürger tun würde, wären wir bereits nach gut 50 Jahren alle Millionäre. Nun stellen Sie sich diesen Wohlstand vor!
In vollen Zügen genießen
Niemand bräuchte mehr in der Frühe aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Alle Menschen würden das Leben in vollen Zügen genießen können und nur noch das tun, was ihnen gerade gefällt. Rentenprobleme, Finanzlöcher in den Gesundheitskassen, Armut und Sozialfälle wären völlig unbekannt.
Man könnte meinen, dass nur wenige Menschen den Sinn des Kapitalismus wirklich verstanden haben – wie dumm. Wahrscheinlich erahnen Sie bereits den Pferdefuß bei der Sache. Genau, wenn wirklich jeder stinkreich wäre, könnte man sich mit dem Geld zwar die Wohnung tapezieren, aber nichts dafür kaufen. Es wäre nämlich niemand mehr da, der arbeiten, also für das Geld Waren oder Dienstleistungen anbieten würde.
Nicht verhungern
Man müsste glatt seine Geldscheine wieder von der Wand kratzen und vertilgen, um nicht zu verhungern. Ja, so naiv kann man auch wirklich nicht sein, denn Zinsen, die man von der Bank erhält, müssen ja auch von jemandem erwirtschaftet werden. Geld ist nur das wert, was man sich dafür kaufen kann, und wenn wirklich jeder Millionen auf seinem Konto hätte, wäre das Geld wie anno 1923 kaum noch etwas wert. Man könnte sich nicht mal mehr ein Brot für seine Million kaufen.
Damit das nicht soweit kommt, muss die Menge an Waren und Dienstleistungen der ständig wachsenden Geldmenge möglichst angepasst werden. Woher soll das Geld für die Zinsen denn sonst kommen? Anders gesagt: Das Geld muss immer wieder investiert werden und deshalb benötigen wir ein ständig steigendes Wirtschaftswachstum. Oder noch anders gesagt: Sie, Du und ich – also Wir alle – müssen Jahr für Jahr wegen der Zinsen immer mehr, schneller und effizienter arbeiten. Ja, wer viel bekommt, muss auch viel dafür tun, oder was denken Sie denn?! Aber ich verrate Ihnen noch etwas: Sie dürfen nicht nur dafür rackern, Sie tragen auch sämtliche Kosten für die Kapitalvermehrungsmaschinerie.
Im zweiten Teil der vier Regeln des Kapitalismus nach Detlef Oart: Sie zahlen grundsätzlich die Zeche