Aktuelle Daten zur Inflationsrate zeigen, dass die Inflation im Euroraum auf 2,90% gestiegen ist. Damit erreicht sie den höchsten Stand seit 6 Jahren. Wie geht es nun weiter. Behalten die Notenbanken das Heft des Handelns in der Hand? Oder stehen wir vor einem ungebremsten Anstieg der Inflationsrate?
Die Geschichte des Geldes lehrt uns, dass Inflation nicht kontrollierbar ist. Nimmt die Inflation einmal Fahrt auf, ist sie nicht mehr zu stoppen. Unzählige Beispiele aus der Geschichte belegen diesen Vorgang. Doch glauben heute die meisten Marktteilnehmer tatsächlich, dass die Notenbanken, diesen Vorgang kontrollieren kann.
Das Dogma der Wirtschaftswissenschaft, wirtschaftliche Abschwünge mit dem Drucken von Geld per Knopfdruck abfangen zu können zeigt aus meiner Sicht, dass auch Geldprofis den Denkfallen „Kontrollillusion“ und „Selbstüberschätzung“ permanent auf den Leim gehen.
Die Kontrollillusion ist die Tendenz, zu glauben, dass wir etwas kontrollieren oder beeinflussen können, über das wir objektiv keine Macht haben. Notenbanker und Wirtschaftsminister spielen auf einer ganzen Klaviatur von Placeboknöpfen. Diese Knöpfe haben keinerlei Wirkung. Es wäre für alle Beteiligten unerträglich, sich einzugestehen, dass die Weltwirtschaft ein fundamental unsteuerbares System ist.
Beim Selbstüberschätzungseffekt wird der Unterschied gemessen, zwischen dem, was Menschen wirklich wissen, und dem, was sie denken zu wissen. Besonders Experten leiden sehr stark am Selbstüberschätzungseffekt. Ein Ökonomieprofessor liegt bei Prognosen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung genauso falsch wie ein Nichtökonom. Nur tut er es mit einer ungeheuren Hybris.
Das unsteuerbare Weltwirtschaftssystem unterliegt Zufällen und unvorhersehbaren Ereignissen, die eine bewusste Kontrolle schier unmöglich machen. Denken Sie an eine Zahnpastatube, wenn das nächste Mal über Notenbanken und ihre Geldpolitik philosophiert wird. Es ist einfach die Zahnpasta aus der Tube zu drücken. Doch es ist um ein Vielfaches schwerer, wenn nicht gar unmöglich, die Zahnpasta wieder in die Tube zu pressen.
Doch genau diese Vorgehensweise ist die aktuelle Politik der Notenbanken. Sie haben in den letztem Jahrzehnten den Markt mit billigem Geld geflutet und so ihre Bilanzen aufgeblasen. Jetzt versuchen sie, dieses Phänomen umzukehren. Doch auch in der Geschichte war dieses Vorgehen ein sinnloses Unterfangen und hat nie funktioniert.
Fazit
Sehen wir in den nächsten Monaten ein Zauberkunststück und den Notenbanken gelingt es tatsächlich, den Prozess umzukehren. Oder werden die Marktkräfte die Oberhand behalten? Ich bezweifle das. Wie hat der mexikanische Schriftsteller und Diplomat Octavio Paz es doch so treffend formuliert: „Ich weiß nicht, ob die Geschichte sich wiederholt: Ich weiß nur, dass die Menschen sich wenig ändern.“