Miese Produkte, hohe Kosten, geringe Rendite. Die Riester-Rente war stets in der Kritik. Die Nullzinsen könnten ihr Ende sein. Neue Ideen werden diskutiert – sogar ein Comeback der gesetzlichen Rente. Bundeswahlleiter Dieter Sarreither kennt den Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl noch nicht. Irgendwann zwischen dem 23. August und dem 22. Oktober 2017, schreibt er auf seiner Internetseite. Das genaue Datum werde wie üblich der Bundespräsident mit der Bundesregierung festlegen, etwa ein Dreivierteljahr vorher. Auch wenn der Termin noch nicht feststeht: Der Wahlkampf ist bereits voll entbrannt. Beim Megathema Altersvorsorge positionieren sich Interessengruppen in diesen Wochen mit Verve. Schon lange wurde nicht mehr so leidenschaftlich darüber diskutiert, wie sich die Menschen in Zukunft finanziell absichern sollen.
Alte Vorschläge werden aufgewärmt, neue kommen auf: Schäuble-Bonds, Riester-Aus, Deutschland-Rente sind nur ein paar der Schlagworte. Einig sind sich die Protagonisten, die mit ihren Ideen um Aufmerksamkeit buhlen, nur darin: So wie bislang kann es nicht weitergehen, ein erneuter Umbau des Vorsorgesystems ist unumgänglich. Zu sehr hat sich durch die andauernde Nullzinspolitik der Notenbanken das Umfeld verändert.
Die Menschen unterschätzen, wie alt sie werden
Die Finanz- und Schuldenkrise und die damit einhergehenden Mini-Zinsen an den Kapitalmärkten haben in weiten Teilen der Bevölkerung das Vertrauen in eine langfristige Altersvorsorge erschüttert. Verkäufer entsprechender Finanzprodukte, beispielsweise von Lebensversicherungen, dringen mit ihren Argumenten bei den Kunden kaum noch durch. „2015 hat die Zurückhaltung vieler Bürger ein Ausmaß erreicht, das selbst für die größten Skeptiker vor Jahren kaum vorstellbar schien“, sagt Uwe Schroeder-Wildberg, Chef des Finanzvertriebs MLP. Emotional sei diese Zurückhaltung nachvollziehbar – rational sei das allerdings längst nicht mehr. Viele Menschen unterschätzten, wie alt sie würden und wie viel Geld sie für dieses längere Leben bräuchten. Nach der großen Rentenreform im Jahr 2001 ging die Politik noch davon aus, die Probleme im Griff zu haben. Das Niveau der durch ein Umlageverfahren finanzierten gesetzlichen Rente – die arbeitende Bevölkerung kommt für die Ruheständler auf – wurde schrittweise gesenkt. So sollte der massive Einbruch der Geburtenraten aufgefangen werden.
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