Gefühle beschreiben eine Art sich zu fühlen
Wir neigen dazu, Gefühle für Tatsachen zu halten und nur diejenigen, die uns gefallen, behalten zu wollen. Wir meinen dann, wir oder unser Leben seien nur in Ordnung, wenn wir uns wohl und glücklich fühlen, wenn wir friedlich, zufrieden oder vertrauensvoll, ausgeglichen, gleichmütig oder freudig sind, welches Gefühl wir auch immer für den einzig wertvollen Zustand halten. Aber damit distanzieren wir uns von der Wahrheit und vom Pfad der Wahrnehmung. Gefühle sind weder in Ordnung noch nicht in Ordnung. Gefühle beschreiben einfach eine Art, sich zu fühlen, mehr nicht. Wir können sie bewusst fühlen oder unbewusst. Wenn wir sie bewusst fühlen, wissen wir, dass es sich um Gefühle handelt, die wir wahrnehmen.
Gefühle verhindern Neutralität
Identifizieren wir uns jedoch mit einem Gefühl, dann verleihen wir ihm den Charakter einer Tatsache. Und machen daraus etwas Bleibendes: »Ich bin glücklich«, oder: »Das ist demütigend für mich. « Ein Gefühl ist ein inneres Erleben, das im nächsten Moment einem anderen weicht. Es ist keine Tatsache wie Ungerechtigkeit, Glück oder Demütigung. Genauso wenig beschreibt ein Gefühl eine Eigenschaft unseres Wesens wie geliebt oder ungeliebt. Es ist vielmehr die Art, wie ich einen Gedanken seelisch und körperlich erlebe, wie ich »mich« fühle, also meinen Körper spüre, während ich mit diesem Gedanken identifiziert bin. Es gibt nicht das Glück als Tatsache, die Demütigung als Realität, die Schuld als etwas, das untrennbar zu mir gehört. Ich kann mich glücklich fühlen, mich gedemütigt fühlen, mich schuldig fühlen – weil ich dementsprechend denke, die Dinge dementsprechend interpretiere.
In Gefühlssituationen ist unser Verstand beeinträchtigt
Unsere Gefühle werden also von unserer Art zu denken erzeugt, und davon wie wir eine Situation beurteilen. Ebenso wie wir mit unseren Gedanken identifiziert sind, sind wir es auch mit unseren Gefühlen. Wir »sind« traurig, wütend, verliebt oder was auch immer. Dadurch sind wir in unserer Wahrnehmung der Dinge nicht mehr neutral. Wir nehmen sie aus der eingeschränkten Perspektive der Wütenden, Traurigen oder Verliebten wahr. Und unser Gefühl nehmen wir dabei auch nicht wahr, denn wir empfinden es nicht, wir »sind« es ja. Es beherrscht uns. Ebenso wie wir Gedanken bewusst, neutral und ohne mit ihnen identifiziert zu sein, wahrnehmen können, können wir auch Gefühle bewusst wahrnehmen. Diese Tatsache sollte uns immer bewusst sein. Nur wenn wir Dinge analytisch und neutral anschauen können, kommen wir zu logisch, nachvollziehbaren Ergebnissen, die einen Sinn ergeben. Für hochkomplexe Zusammenhänge brauchen wir einen gut funktionierenden Computer, der keine Fehler macht. Unseren Verstand. Nur so gelangen wir zur Wahrheit.