Der Begriff Zins hat seine Wurzeln beim lateinischen Wort census, was Vermögensschätzung bedeutet.
Der Zins als Geldbenutzungsgebühr fällt für den Gebrauch eines Gutes an, dass in identischer Form zurückgegeben wird. Der Ausleihende wird für einen bestimmten Zeitraum der Besitzer. Es geschieht dabei nicht nur ein Besitz- sondern auch eine Eigentumsübergang. Es handelt sich um den Unterschied zwischen dem Ausborgen eines Autos und dem Ausborgen eines Taschentuchs. Es wird hier natürlich nicht mit der Rückgabe des gebrauchten Taschentuchs gerechnet.
Geld kann man nicht gebrauchen ohne es aufzubrauchen.
Es war eine wichtige Erkenntnis der Ökonomie, dass Zinsen auch dann auftreten, wenn bewusst überhaupt keine Zinsen gezahlt werden. Es handelt sich dabei um Bewertungsunterschiede, die mit dem Faktor Zeit zusammenhängen.
Solange man arbeiten kann, versucht man, einen Teil des Einkommens zu Vermögenswerten zu machen. Nach Ende der Arbeitsfähigkeit soll das Vermögen hinreichend groß sein, ein Einkommen abzuwerfen, um den Wegfall des Arbeitseinkommens auszugleichen.
Zeitpräferenz
Mit diesem Begriff wird die Bereitschaft ausgedrückt, heutige Bedürfnisse zurückzustellen, um zukünftige Bedürfnisse besser zu befriedigen. Eine hohe Zeitpräferenz bedeutet, dass dem Zeitpunkt einer Handlung ein besonders hoher Wert beigemessen wird.
Kurzfristigkeit ist ein Symptom verarmender Gesellschaften. Die Zeitpräferenz bestimmt über die Sparneigung. Kapitalaufbau benötigt einen längeren Handlungshorizont. Wenn Menschen zukünftigen Wohlstand erzielen wollen, müssen in der Gegenwart unbequeme Entscheidungen getroffen werden. Wir bewerten die Gegenwart stets höher als die Zukunft. Diesen Umstand nennt man positive Zeitpräferenz. Warum?
Die Zukunft ist ungewiss. Menschen bewerten aus Rücksicht auf die Kürze und Unsicherheit ihres Lebens die Gegenwart höher. Die Zeitpräferenz ist somit ein guter Indikator für historische Umbrüche. Die Überalterung einer Gesellschaft und mangelnder Nachwuchs deuten also eher auf einen Anstieg der Zeitpräferenz.
Kapitalmärkte
Menschen mit hoher Zeitpräferenz fragen mehr gegenwärtige Konsumgüter nach und bilden weniger Ersparnisse. Daher kann man davon ausgehen, dass in einer Gesellschaft mit einer hohen Zeitpräferenzrate Ersparnisse eher knapp sind. Wenn Ersparnisse eine handelbare Ware sind würde sich das darin äußern, dass der Preis für diese Ersparnisse ziemlich hoch wäre. Dieser Preis für Ersparnisse ist nach Ansicht der meisten Vertreter der Wiener Schule nichts anderes als der Zinssatz. Es handelt sich um den Preis von gegenwärtigen Gütern, ausgedrückt in zukünftigen Gütern. Das bedeutet: Wie viele zukünftige Güter verlangen Menschen, um auf gegenwärtige Güter zu verzichten? Auch ohne Geld gäbe es einen solchen Zinssatz. Es sind nicht die Zinsen, die Menschen zum Sparen bewegen. Zinsen sind vielmehr selbst der Ausdruck des Verhältnisses zwischen Sparen und Konsum. Aufgrund der positiven Zeitpräferenz sind Menschen gegenwärtige Güter etwas wertvoller als zukünftige.
Güter, über die man unmittelbar verfügen kann, werden in aller Regel höher bewertet als exakt dieselben Güter, wenn man auf deren Verfügung warten muss. Selbst wenn die Rückzahlung vollkommen sicher wäre, gäbe es diesen Wertunterschied aufgrund der Zeitpräferenz. Das Risiko einer ungewissen Rückzahlung ist eine zusätzliche Komponente, die den Wertunterschied noch vergrößert. Wenn jemand etwas verleiht, überträgt er auch das Risiko, diese Güter zu verlieren. Wäre das nicht Anreiz genug, Fremden Geld zu leihen?
Risiken, die man selbst kontrolliert, werden systematisch unterschätzt. Das ist auch der Grund, warum sich die meisten Autofahrer für überdurchschnittlich gute und sichere Autofahrer halten, was schon statistisch nicht möglich ist.
Menschen mit hoher Zeitpräferenz muss man sehr viel mehr zukünftige Güter bieten, damit sie auf ihre gegenwärtigen Güter verzichten. In kapitalarmen Gesellschaften, die durch eine hohe Zeitpräferenzrate gekennzeichnet sind, überrascht es nicht, extrem hohe Zinssätze zu beobachten. Zinsen setzen, wie andere Preise, Anreize und haben eine Koordinationsfunktion. Hohe Zinsen machen es weniger attraktiv, gegenwärtige Güter aufzubrauchen und attraktiver diese anderen anzubieten.
Wer Ersparnisse anbietet, kommuniziert den Märkten: Momentan brauche ich Güter in diesem Ausmaß nicht, daher spare ich jetzt, um mir später die Güter leisten zu können, die ich dann brauchen werde.
Geld für Geld zu verkaufen?
In Wirklichkeit werden auf diesen Märkten Versprechen gehandelt, nämlich Zahlungsversprechen. Diese werden handelbar, indem sie als Schuldtitel erstellt werden, also gesetzliche Ansprüche auf zukünftige Zahlungen.
Das Menschen in immer größerem Ausmaß nicht mehr gegenwärtig vorhandene Güter, sondern Versprechen über zukünftige Güter handeln, ist ein Hinweis auf eine Verschiebung des zeitlichen Lots in den Lebenseinstellungen. Positiv könnte man von einer größeren Zukunftsorientierung sprechen, negativ allerdings von einem Leben auf Kosten der Zukunft.
Warum kaufen Menschen „Versprechen“? Es handelt sich eben um eine weitere Möglichkeit, aus angesparten Vermögenswerten ein Einkommen zu erzielen. Einen bedeutenden Unterschied gibt es jedoch zu landwirtschaftlichen Erträgen oder anderen Kapitalerträgen, denen reales Kapital zugrunde liegt, das per Definition eben etwas gänzlich anderes als Geld ist: Eben eine Umstand, dass hier Geld Geld hervorbringen soll. Es gibt nur einen naheliegenden Weg, aus angesparten Geldsummen ein Geldeinkommen zu beziehen: Durch „Enthorten“, durch Aufbrauchen der Ersparnisse.
Der einzige Weg dazu besteht in der Umwandlung der Geldsumme durch den Darlehensnehmer in Kapital, das eine solche Produktivität erzielt, dass nicht nur ein laufendes Einkommen über den geforderten Zinsen erzielt wird, sondern zusätzlich die gesamte Stammsumme zurückverdient werden kann. Wie kann eine solche Investition aussehen?
Sparen
Zunächst muss man zwei Arten des Sparens unterscheiden: Das hortende und das investive Sparen. Horten bedeutet, dass die Menschen die Güter oder Gelder, die sie nicht verbrauchen, selbst aufbewahren. Investieren bedeutet, dass diese Güter oder Gelder zum Kapitalaufbau benutzt werden. Wenn das die Sparer nicht selbst in Angriff nehmen und ihre Ersparnisse für solch ungewisse Wagnisse aufs Spiel setzen, stellen sie ihre Ersparnisse anderen zur Verfügung, die das besser können.
Das Horten hat heute einen besonders schlechten Ruf. In der Tat sieht es danach aus, als würden so der Wirtschaft Güter oder Geld entzogen. Kapital wird ihr keines entzogen, denn eine Münze im Sparschwein ist eben noch kein Kapital. Wer alle Güter aufbraucht, soll ein Wohltäter sein, wer etwas aufhebt hingegen ein Egoist? Der Konsum entzieht im Gegensatz zum Horten die Güter dauerhaft dem Umlauf. Denn das Horten führt bloß zu einer zeitlichen Verschiebung des Konsums. Die gehorteten Güter werden entweder eines Tages konsumiert oder sie werden letztlich doch investiert. Das Horten ist die Voraussetzung der meisten Investitionen. Die größeren Investitionen erfordern eine längere Vorlaufzeit des Ansparens. Ziel des Hortens ist die Wertsicherung, um das wirtschaftliche Handeln zeitlich besser einzuteilen. Es ermöglicht den Konsum in der Not und die Investition bei sich bietender Gelegenheit.
Wie kann ein Mensch sein Einkommen einsetzen, um ein höheres Einkommen zu erzielen? Zunächst geht es gar nicht anders als durch hortendes Ansparen, denn Kapitalgüter sind nicht in beliebig kleinen Portionen im Supermarkt erhältlich. Bei Kapital handelt es sich um den Einsatz von Produktionsfaktoren an den richtigen Stellen zur richtigen Zeit. Was benötigt der kleine Angestellte, der mit dem Gedanken spielt, selbst ein Unternehmen zu wagen, als erstes? Zeit und Muße! Muße hat aber auch eine materielle Grundlage: Hinreichende Ersparnisse, um eine Weile davon leben zu können. Ein solcher Einsatz von Ersparnissen, mit dem Ziel, etwas Neues und Besseres in der gewonnenen Zeit hervorzubringen, ist investiver Kapitalaufbau. Die zweitnächste Möglichkeit zur Investition ist die Nutzung eigener Ersparnisse zur Verfügung über die eigene Zeit fremder Menschen: Mitarbeiter.
Angesichts der Tatsache, dass die Mehrzahl der Unternehmensgründungen scheitert, spricht man bei der Finanzierung durch Fremdkapital von drei Quellen – den drei berühmten F´s: family, freinds and fools. (Familie, Freunde, Narren).
Frühere Rechtsordnungen schützten den Gläubiger wesentlich stärker, als das heute der Fall ist. In solchen Rechtsordnungen ist freilich das Zinsniveau deutlich niedriger. Die historische Zinskritik entzündete sich an den Härtefällen einer solchen Rechtsordnung. Wie kommt der Gläubiger zu seinem Recht? Alte Rechtsordnungen gingen mit dem Gläubiger ziemlich hart um. Entweder wurde er in den Schuldturm eingesperrt oder er kam in Schuldknechtschaft. So setzte sich die Einsicht durch, dass der Schuldner der Sklave des Gläubigers sei. Und dass der Gläubiger zu Unrecht Nutznießer des Zinses sei. Denn jener verdient sowohl im Fall des Erfolges der Unternehmung, als auch im Fall des Misserfolges die Zinsen. Nur der Schuldner verliert seine Existenz. Dieser Fall kommt einem risikolosen Zins nahe. Und es ist eben ein solcher risikoloser Zins, der eigentlich dem theologischen Begriff des Wuchers entspricht. Es handelt sich um ein Einkommen ohne eigene Leistung, weder durch Arbeit noch durch Risikoübernahme. Da sich in der Realität allerdings die Risikoprämie nicht von „Zinsen“ im engeren Sinne unterscheiden lässt, wäre ein Zinsverbot verfehlt.
Es ist fraglich, warum Darlehensmärkte überhaupt geeignete Instrumente der Unternehmensfinanzierung sein sollten. Bei konstanter Geldmenge muss nämlich notwendigerweise die Nominalrendite von Investitionen im Schnitt Null sein, d.h. eine höhere Produktivität kann sich nur in sinkenden Preisen ausdrücken, nicht aber in im Durchschnitt höheren Gelderträgen. Bei konstanter Geldmenge ist es kaum denkbar, dass im Regelfall Darlehen tatsächlich zuzüglich Zinsen innerhalb von wenigen Jahren zurückgezahlt werden können.
Kreditausweitung
Wir müssen also zur Klärung des Zinsenphänomens die Geldmengenausweitung betrachten, die heute vor allem eine Kreditausweitung ist.
Geld, das die Banken als Kredite vergeben, ist naturgemäß nicht mehr bei der Bank vorhanden. Dies würde es an sich unmöglich machen, dass ein Einleger jederzeit und ohne Kündigungsfrist auf sein Geld zugreifen kann. Die Einlage auf ein Konto ist daher etwas anderes als eine Spareinlage. Bei einer Einzahlung auf ein Konto handelte es sich historisch um ein Verwahrungsgeschäft, bei der in der Bankbilanz einer Zunahme der Reserven auf der Aktivseite eine neue Verbindlichkeit in gleichem Ausmaß auf der Passivseite gegenübersteht.
Ganz anders verhalten sich die Dinge bei einem Kredit. Dabei verzichtet der Einleger für einen gewissen Zeitraum auf die Verfügung über seine Ersparnisse. Diese werden als Darlehen vergeben. Die Bank verdient hierbei über eine Zinsdifferenz: Sie verrechnet dem Schuldner einen höheren Zinssatz als sie dem Gläubiger bezahlt. Der Sparer wird also zum Gläubiger der Bank, die bei diesem ein Darlehen aufgenommen hat. Nach Ablauf der Bindungsfrist und der Dauer des Kredites wird das Geschäft rückabgewickelt und der Bank verbleibt die Zinsdifferenz. Dafür trägt sie das Risiko des Zahlungsausfalls durch die Kreditnehmer. Dieses Risiko minimiert die Bank durch Sicherheiten.
Zinseszins
Verzinste Guthaben zeigen eine exponentielle Zunahme, allerdings nur dann, wenn die Zinsen nicht ausgeschüttet werden. Man spricht dann von einer Thesaurierung, abgeleitet vom griechischen Wort „Thesauros“, was Schatzhaus bedeutet. Dieser Wachstumseffekt wird durch den Zinseszins verursacht. Einen solchen Effekt zuzulassen, gilt vielen Kritikern als Inbegriff eines kurzfristigen Wirtschaftssystems, dem es an Nachhaltigkeit fehlt. Der Zinseszins hängt von den Laufzeiten ab.
Ein Zinseszins entsteht also nur bei laufender Neuveranlagung. Wenn man jemanden eine Summe für einen festen Zeitraum zur Verfügung stellt und diese am Ende dieses Zeitraums zuzüglich eines Zinsaufschlags zurückfordert, tritt kein Zinseszins auf. Erst bei laufendem Anwachsen des Darlehens um die Zinsen, kann es zur Verzinsung der Zinsen kommen. Das wäre dann der Fall, wenn der Schuldner nicht einmal die Zinsen zurückzahlen kann und auch die zahlenden Zinsen zusätzlich als neuen Kredit aufnimmt. Man muss schon ziemlich dumm und unverfroren sein, seine Zinsen durch immer neue Schulden zurückzahlen zu wollen. Auf diese Weise wächst die Schuldenlast nämlich in der Tat exponentiell. Systematisch mach so etwas nur der Staat. Wir kennen den Zinseszins in der Regel von unseren Spareinlagen. Der Zinsertrag eines Jahres wird der Einlage hinzugefügt und nun weiter mitverzinst.
Die Thesaurierung ist nicht an sich schlecht, denn sie weist einen Weg zum Vermögensaufbau, der diejenigen belohnt, die Gewinne nicht abschöpfen, sondern reinvestieren. Hier liegt allerdings der Kern des Problems. Jede reale Investition ist mit Risiko verbunden. In Wirklichkeit ist die risikolose Vermehrung völlig ausgeschlossen. Die Illusion des risikolosen Zinses und damit auch des beliebig nach oben vermehrbaren Zinseszinses ist eine moderne Schöpfung unseres Banken- und Geldsystems. Durch Zins- oder Zinseszinsverbote ohne Änderung menschlicher Präferenzen ist keine nachhaltige Veränderung möglich.
Konsumkredite
Ein großer Teil der heute vergebenen Kredite sind Konsumkredite. Dabei werden Ersparnisse nicht zum Kapitalaufbau eingesetzt, sondern um über ein zukünftiges Einkommen schon in der Gegenwart zu verfügen. Konsumkredite sind ein Symptom hoher Zeitpräferenz. Man kann mit dem Konsum nicht warten, bis man ihn sich leisten kann. Konsumkredite fesseln entfremdete Arbeitskräfte an ihre Arbeitsplätze. Denn wer sein künftiges Einkommen schon verpfändet hat, ist als Schuldsklave zur Arbeit verdammt. In alten Märchen finden wir oft Warnungen vor solch hoher Zeitpräferenz. Das zukünftige Rapunzel etwa wird der Hexe im Tausch gegen gegenwärtigen Feldsalat versprochen. Ein anderes Beispiel ist die Gans, die goldene Eier legte. Der glückliche Bauer wird durch diesen regelmäßigen Einkommensstrom immer gieriger und will sich eines Tages nicht mehr gedulden, nach und nach Ersparnisse aufzubauen. Er erwartet im Bauch der Gans einen großen Goldschatz und will so den Ertrag der künftigen Eier mit einem Male vorziehen- Mit dem Tod der Gans versiegt auch sein arbeitsloses Einkommen.
Da Konsum nicht die Ursache, sondern der Ausdruck höheren Wohlstands ist, kann man Konsumkredite eben als Ausdruck einer kurzlebigen Zeit betrachten. Allenfalls dienen sie als Triebfeder eines atemlosen Booms ohne Maß und Ziel, weil sie die verschuldeten Menschen zur stetigen Arbeit zwingen, um ihre Kreditraten zurückzuzahlen. Der Konsumkredit ist das Sinnbild des Lebens auf Kosten der Zukunft. So überrascht es nicht, dass sich auch Politiker so verhalten. Selbst wenn sie ihre Ausgaben „Investitionen“ nennen, handelt es sich dabei nüchtern betrachtet durchweg um Konsum. Denn ihr Ziel ist kein vernünftiger Mehrertrag, aus dem diese Schulden zurückgezahlt werden können, sondern die Wiederwahl.
Zusammenfassung
Zinsen als Bewertungsunterschiede sind eine Folge menschlicher Präferenzen. Diese müssen jedoch nicht dazu führen, dass Zinsen auf Gelddarlehen gefordert werden. Beim Konsumtivdarlehen ist zu beachten, dass sie den Darlehensnehmer in ein Abhängigkeitsverhältnis führen und seine ohnehin schon hohe Zeitpräferenz noch vergrößern können. Es ist daher moralisch bedenklich, unseren Mitmenschen eigene Ersparnisse zum Konsum zu überlassen und dafür einen Schuldtitel für eine zukünftige Rückzahlung zu erwerben, egal ob wir die Lage noch durch eine Zinsenforderung verschärfen oder nicht. „Konsumiere heute, zahle morgen“ ist eine gefährliche Verlockung. Zur Hilfe in der Not ist die milde Gabe ohne Rückforderung besser geeignet. Eine dieser noch überlegene Alternative bestünde in der Hilfe beim Kapitalaufbau – das dafür nötige Geld ist allerdings der geringste Beitrag. Eine gemeinsame Unternehmensgründung würde für beide Seiten wesentlich bessere Anreize setzen als ein bloßes Darlehen. Die Zinsenforderung zusätzlich zur Rückzahlung der Stammsumme in Geld (anstatt in Eigentumsanteilen an Kapital) drängt dabei zur kurzfristigen Rendite und kann letztlich zu einer Zerschlagung des Unternehmens und zur Überschuldung des Kreditnehmers führen. Die Zinsen als die Ursache der heutigen Probleme anzusehen, greift viel zur kurz. Eine Lebenseinstellung, die auf Kosten der Zukunft lebt, lässtt sich durch Verbote nicht ändern, nur durch gute Vorbilder und schlechte Erfahrungen. Die Dominanz der Kredite und daher auch der Zinsen ist ein modernes Phänomen, das seine Ursache in der Kreditausweitung, die durch Banken und den Staat betrieben wird, findet. Da diese Ausweitung allerdings nicht nachhaltig sein kann, werden die Schattenseiten des hohen Verschuldungsgrades noch schmerzhaft spürbar werden. Die durch Kredite erkaufte Freiheit und Unabhängigkeit wird sich als Scheinfreiheit erweisen: als Schuldknechtschaft.
Eine Analyse des Instituts für Wertewirtschaft, Wien
www.wertewirtschaft.org