In den letzten Tagen gab der Goldpreis wieder einmal etwas nach. Ursachen dafür waren erste Anzeichen einer leichten wirtschaftlichen Erholung in den USA, verbunden mit neuen finanziellen Zusagen der EU in der europäischen Schuldenkrise.
Dies beflügelte die Aktienkurse und riss die Notierungen für das gelbe Edelmetall nach unten. Doch wie geht es weiter? Für Egon von Greyerz, Gründer und Managing Partner von Matterhorn Asset Management, hat sich an der Ausgangslage indessen nichts geändert.
Explodierende Verschuldung
Die Erholung an den Finanzmärkten bleibe fragil, erklärt der schwedische Goldexperte mit Büros in der Schweiz und London. Von einem echten Umschwung könne nicht die Rede sein, selbst wenn etwa auch Jim O’Neill, Chefstratege bei Goldman Sachs Asset Management, dieser Tage mehr Positives als Negatives an den Märkten erkennen will.
Von Greyerz sagt: «Wir dürfen uns nicht allzu sehr auf kurzfristige Entwicklungen abstützen. Tatsache bleibt, dass die weltweite Verschuldung in den letzten zehn Jahren um 140 Prozent gestiegen ist. Dies hat sich jedoch kaum im globalen Wirtschaftswachstum niedergeschlagen.»
Nur noch sechs Cents für einen Dollar
Der Goldexperte betont denn auch, dass es besser wäre, eine längerfristige Perspektive einzunehmen, zumal die letzten hundert Jahre in jeder Hinsicht «aussergewöhnlich» gewesen seien.
Konkret: «In den ersten fünfzig Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in den USA mit jedem geschaffenen Dollar ungefähr fünf Dollar an wirtschaftlichem Wachstum generiert. In den letzten elf Jahren präsentiert sich ein anderes Bild: Für jeden Dollar wurden gerade einmal sechs Cents an BIP-Wachstum kreiert», so von Greyerz.
120 Billionen Dollar
Er führt diesen Umstand auf die mittlerweile ungezügelte Geldvermehrung durch die Zentralbanken zurück. «Heute müssen unvorstellbare Mengen an Dollar und anderen Währungen geschaffen werden, um das BIP noch zu steigern.»
Ein Blick auf die Verschuldung, die allein in den letzten zehn Jahren geschaffen wurde, zeigt, dass sie von 80 Billionen auf 200 Billionen Dollar gestiegen ist. Der Anstieg um 120 Billionen Dollar entspricht dabei einem Plus von 140 Prozent. «Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben», ist Egon von Greyerz überzeugt.
Aktueller Preis ist langfristig irrelevant
Heute sei gerade einmal 1 Prozent der globalen Vermögen in Gold angelegt. Sobald die Investoren auf die weitere Verschuldung reagieren werden, dürfte sich das exponentiell auf den Goldpreis auswirken.
Vor diesem Hintergrund sei es auch egal, ob Anleger Gold bei einem Preis von 1’600 Dollar die Unze oder bei 1’800 Dollar kauften, sagt von Greyerz. «Viel wichtiger ist, dass die Anleger physisches Gold erwerben, um ihr Vermögen zu erhalten», erklärt der Edelmetallexperte.
Explosive Rückbesinnung
Von Greyerz geht davon aus, dass eine weitere Liquiditätswelle (QE) in den USA demnächst starten wird, und dass gleichzeitig die Inflation wieder stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken dürfte. Vor diesem Hintergrund würden auch die Obligationenmärkte schwächer tendieren, was insgesamt zu einer «explosiven» Rückbesinnung aufs Gold führen werde.
Mit ihren Interventionen haben die Zentralbanken den Aufwärtstrend im Gold, aber auch im Silber, bestenfalls temporär gebremst. Langfristig wird der aktuelle Marschhalt nur eine Delle in einer anhaltenden Hausse sein. Das gilt übrigens auch für Silber, das bei einem Preis zwischen 34 Dollar und 35 Dollar abrupt ausbrechen wird, wie von Greyerz prophezeit.